Engelbostel. Das diesjährige Konzert des Kammerorchesters stand ganz im Zeichen des italienischen Barock, beginnend mit Manfredinis populärem Weihnachtskonzert, das vom Orchester und den drei Solostimmen routiniert dargeboten wurde. Daß das folgende Oboenkonzert von Albinoni nicht zu den häufig gespielten Standardwerken gehört und den etwa 120 Zuhörern in der Martinskirche unbekannt war, zeigte sich daran, daß niemand das Ende des Stückes erkannte und daher zunächst auch niemand klatschte - bis die Solisten die Bühne verließen, was zu der allgemein heiteren Stimmung des Abends beitrug. Es folgte eine Perle der Violoncelloliteratur, Vivaldis Cello-Doppelkonzert RV531. Den beiden Solistinnen, der im zweiten Satz begleitenden Baßgruppe und dem Orchester gelang es, insbesondere die raffinierten Rhythmen dieses Stücks so zu interpretieren, daß die Anwesenden davon mitgerissen wurden. Leider mußten die beiden Celli im Altarraum ungünstig hinter einer schallschluckenden Brüstung positioniert werden, wodurch der Klang der Instrumente doch etwas an Klarheit verlor. Es folgte ein originelles Concerto Grosso des eher unbekannten Italieners Barsanti, im wahrsten Sinne mit Pauken und einer, mitunter recht dominanten, Trompete, und als Abschluß witterungsgemäß Vivaldis "Winter". Solist Boris Alexander Schmitz, der ganz modern "just in time" eintraf und die gut gelaunten Zuschauer freundlich begrüßte, forderte das Orchester durch enorme Tempi und große Dynamik und sorgte so für einen würdigen Schlußpunkt dieses überaus gelungenen Konzerts, an dem nicht nur die Zuschauer, sondern die Musiker selbst sichtlich Freude gehabt hatten. Für Enttäuschung sorgte lediglich die Tatsache, daß keiner der fünf Solisten eine Zugabe vorbereitet hatte, weshalb die Veranstaltung ein wenig abrupt endete. Das wird beim nächsten Auftritt des Kammerorchesters hoffentlich behoben, zu dem die meisten Zuhörer sicher gern wiederkommen werden.
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